Liebe erschöpfte Mama

LIEBE ERSCHÖPFTE MAMA

Ich fühle mit dir. Ich verstehe deine Sorgen, deine Tränen. Ich weiß genau was in dir vorgeht und ich teile meine Geschichte mit dir, damit du weißt, dass du nicht allein bist.

“ich kann nicht mehr!”

Ich weiß nicht wie oft ich diesen Satz GEDACHT habe, seit ich Mutter bin. Manchmal habe ich ihn sogar ausgesprochen. Ganz leise. Und irgendwann dann auch ein bisschen lauter…

Kinder bringen dich an deine Grenzen. Körperlich während der Geburt und später dann auch emotional.

Mutter zu sein ist eine Achterbahn der Gefühle. In einem Moment könntest du dein Kind vor Liebe auffressen und schon im nächsten Moment fließen deine Tränen, weil du überfordert bist, dir Sorgen machst und einfach mal eine Pause brauchst.

guter rat

Heutzutage Mama zu werden bedeutet vor allem eins: Du wirst (spätestens) mit dem Zeitpunkt der Geburt von anderen (teilweise wildfremden) Menschen bewertet, beurteilt und wenn es ganz schlecht läuft sogar beschimpft. Aber nicht nur fremde Menschen, auch Menschen, die dir ganz nah sind, geben plötzlich ungefragt ihre Meinung zu allem was du tust.

Das alles gepaart mit einem enormen gesellschaftlichen Erwartungsdruck:

  • Du sollst stillen. Aber bitte nicht in der Öffentlichkeit.
  • Du sollst vor Freude strahlen, weil du doch so ein Glück hast mit deinem süßen Baby (auch wenn du eigentlich nichts anderes als Schlafen willst).
  • Du sollst dein Kind nicht zu sehr verwöhnen.
  • Familienbett? Das gab es doch früher auch nicht.
  • Und dann sollst du noch arbeiten gehen, aber bitte nicht zu viel, denn schließlich hast du ja kein Kind bekommen, um es denn ganzen Tag von anderen betreuen zu lassen.

Kennst du diese Situationen z. B. im Supermarkt an der Kasse?

Kind fängt an zu schreien

“Hat es vielleicht Hunger?”

oder wenn das Baby seelenruhig im Tragetuch schläft

“ Bekommt es denn überhaupt genug Luft dadrin?”

Und dann sind da noch die Menschen, die ungefragt beurteilen, wie es DIR gerade geht. Da kommen so Aussagen wie “Ach, wenn ich so ein liebes Kind hätte wie (hier den Namen deines Kindes einsetzen), dann wäre ich froh” oder wahlweise auch “Ihr seid ja so entspannt, ihr könntet ja auch locker noch ein drittes Kind großziehen”. In diesen Momenten habe ich meine Antwort immer gerne mit “Wenn ihr wüsstet…” gestartet. Aber auch das spare ich mir mittlerweile. Denn ich weiß: Egal was ich sage, die Person glaubt mir sowieso kein Wort. Sie haben ihr Bild (von mir) im Kopf.

Als Mutter legst du dir also am besten direkt mit der Geburt einen dicken Panzer zu oder wahlweise auch ein T-Shirt mit dem Aufdruck “Ich scheiß auf deine Meinung!”.

wollen wir zu viel?

Wir wollen die beste Mutter für unser Kind sein. Wir wollen unsere Kinder fördern und fordern. Wir wollen emphatische, unabhängige, freie, selbstbestimmte Menschen heranziehen. Wir wollen unsere Kinder gesund ernähren. Eigentlich wollen wir doch alle nur das Beste für unsere Kinder. Aber ganz ehrlich? Ich glaube es ist nicht unbedingt ein Vorteil, dass wir heute in so vielen Bereichen wissen was DAS BESTE für unser Kind ist und uns u. a. durch Social Media ständig mit anderen vergleichen. Dadurch haben wir extrem hohe (zu hohe!) Ansprüche!

Manchmal wünsche ich mir da ein bisschen mehr Sorglosigkeit so wie unsere eigenen Eltern sie hatten. Die haben uns einfach jeden Tag Nutella essen lassen. Und sie haben uns auch zu sechst auf die Auto-Rückbank gesteckt. Das eine Kind, was dort nicht mehr hinpasste, kam in den Kofferraum und bevor die Fahrt losging, wurde im Auto noch eine Zigarette angezündet.

Nicht, dass ich das in irgendeiner Art und Weise gut heiße oder nach heutigem Wissensstand machen würde. Was ich an unseren Eltern/Großeltern aber einfach bewundere ist, dass sie so oft einfach GEMACHT und aus dem Bauch heraus entschieden haben. Und zwar ohne sich selbst ständig in Frage zu stellen.

Ich für meinen Teil habe mir nur eines vorgenommen:

Ich möchte nicht perfekt sein. Ich möchte DA sein.

was hilft?

Ich habe lange gekämpft mit mir und auch damit wie die Stellung von Müttern in unserer heutigen Gesellschaft ist. Doch irgendwann habe ich aufgehört zu kämpfen und angefangen meinen eigenen Weg zu gehen. Damit ich im Einklang mit MEINEN Werten lebe und meine eigene Vision der Mutterschaft leben kann, hat mir folgendes geholfen:

1. Reflektion

JA, es gibt diese Situationen, in denen einfach alles zu viel ist. Bestimmt erinnerst du dich auch an eine Situation als Mutter, in der du im Rückblick betrachtet, besser hättest “performen” können. Du hast nun die Chance dir bewusst zu machen, dass das nicht der richtige Weg war. Und du kannst dich fragen: Wie kann ich es beim nächsten Mal anders / besser machen? Solange bis du DIE Lösung für EUCH gefunden hast.

2. Dankbarkeit.

“Im Jahr 1848 war der reichste Mann der Welt Johann Jakob Astor. Er hatte alles, was man damals für Geld kaufen konnte. Aber er wäre mit ziemlicher Sicherheit auf dich neidisch gewesen. Er konnte sich im Sommer kein kaltes Getränk oder Eis aus dem Kühlschrank holen (…). Mit seinem Geld konnte er zwar die besten Ärzte beauftragen, aber mit dem sehr beschränkten Wissen der damaligen Zeit konnten auch sie nicht verhindern, dass drei seiner acht Kinder keine drei Jahre alt wurden. “

aus “Zurück auf Wolke 7” von Niklas Löwenstein

Wir sind eine extrem privilegierte Generation. Wir leben in Frieden und haben von allem mehr als wir brauchen. Wir dürfen uns ruhig mal öfter darüber freuen wie gut wir es haben und welch unfassbares Glück wir haben in die westliche Welt hineingeboren worden zu sein.

Tipp: Schreibe dir jeden Tag mindestens eine Sache auf, für die du dankbar bist.

3. Solidarität.

Liebe erschöpfte Mama, weißt du was uns allen helfen würde? Wenn wir Mütter uns solidarisieren! Wenn wir uns ein liebes Wort schenken statt ungefragte Ratschläge. Wenn wir uns zuhören statt uns gegenseitig damit zu übertrumpfen, dass bei uns ja alles “noch viel schlimmer” ist. Lass uns stattdessen lieber öfter mal sagen “Ich weiß wie du dich fühlst!” / “Pass gut auf dich auf” / “Wie geht es dir gerade?”.

Tipp: Mache einer anderen Mama ein Kompliment.

4. Intuition.

Das Problem mit unserer Intuition ist, dass wir in einer so lauten Welt leben, dass wir unsere eigene innere Stimme oftmals gar nicht mehr hören können. Und weil wir die Antworten daher nicht in uns selbst finden, googeln wir schnell mal was zu tun ist.

Tipp: Gönne dir ab sofort mehr Ruhe und höre in dich hinein. Denn da findest du die Antworten auf viele deiner Fragen.

ein hoch auf dich!

Wenn ich all die Mütter da draußen sehe, die oft ein schlechtes Gewissen haben, die sich zerreißen, die ihre einzelnen Rollen gar nicht richtig genießen können, dann blutet mir das Herz! Ich möchte, dass jede Mutter sich selbst Glück, Gelassenheit und Leichtigkeit ERLAUBT, GÖNNT und LEBT. Schluss mit der Aufopferung, Schluss mit der Scheinharmonie, Schluss mit dem schlechten Gewissen!

Ein Hoch auf all die Tränen. Die mit denen wir wachsen durften und die Freudentränen.

3 Gedanken zu “Liebe erschöpfte Mama

  1. Elisabeth Berger

    So wahre und wunderbar ehrliche Worte. Schade das ich diese Worte nicht schon vor 1 1/2 Jahre gelesen habe. Sie hätten mir viel geholfen.
    Die Mutterrolle verändert ALLES im Leben.
    Ich danke dir für diesen Text ❤️?

  2. Caroline

    Ich finde mich in jedem einzelnen Satz wieder. Alle Gefühle die da sind und scheinbar nicht sein dürfen und dennoch sind sie da und dürfen gefühlt werden. Toll.

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